Dieses Jahr hatten wir eine Besonderheit in unserer therapeutischen Gemeinschaft: eine Patientin hat den Großteil ihrer Schwangerschaftszeit bei uns in der Carina verbracht. Während dieser Zeit hat sie es geschafft das Rauchen aufzugeben, sich gut in unserer Tagesstruktur zurecht zu finden und für die Zeit nach der Geburt eine gute Lösung für sich und ihre Familie zu finden. Einer ihrer persönlichen Schwerpunkte während ihres Aufenthalts war Bemühen um Beruhigung und auf Selbstfürsorge besser achten zu lernen. Inzwischen ist ihr kleiner Sohn auf die Welt gekommen, alle guten Wünsche aus der Carina begleiten sie.
Hier ist ihr Erfahrungsbericht:
Mein Therapieverlauf
Vor der Therapie
Im Juni 2018 meldete ich mich in der Therapiestation Carina für eine stationäre Therapie an. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich eine unheilbare Psychose „Paranoide Schizophrenie“ habe. Dies wurde im Landeskrankenhaus Rankweil im Juli 2018 festgestellt. Ich setzte mich viel mit meiner Krankheit auseinander und da bemerkte ich, dass dies eine schwere Krankheit ist, die nicht heilbar, aber dafür behandelbar ist. Seit dem weiß ich, dass ich ein Leben lang Tabletten nehmen muss, damit ich ein normales Leben führen kann. Sobald ich diese absetze, gefährde ich nicht nur mich selber, sondern auch meine Mitmenschen und dies möchte ich keines Falls.
Während meiner Wartezeit auf einen Therapieplatz in der Carina war ich immer wieder rückfällig auf Cannabis, baute mir eine Beziehung mit meinem derzeitigen Lebensgefährten auf und wurde auch kurz darauf von ihm schwanger. Anfangs war dies ein Schock für mich, da für mich klar war, dass ich noch einmal eine stationäre Therapie machen möchte. Darum setzte ich mich recht schnell mit der Carina in Verbindung um nach zu fragen, ob ich trotz Schwangerschaft eine Therapie machen kann. Als sie mir dies bejahten fiel mir ein richtiger Stein vom Herzen. Meine Schwangerschaft verlief anfangs ein bisschen problematisch, dies wurde aber nach einem Aufenthalt im LKH Feldkirch besser. Seit Dezember 2018 wusste ich, dass ich im Jänner 2019 meine stationäre Therapie machen werde.
Während der Therapie
Seit dem 9. Jänner 2019 bin ich in der Therapiestation Carina. In meiner gesamten Therapie ging es um aufhören zu rauchen, Schwangerschaft, Stabilität, Selbstfürsorge, Gewichtszunahme, Konfrontation, Angehörigen Gespräche mit meinem Partner und meiner Mutter, Klärungen, Beziehungen und darum eine gute Mutter für meinen Sohn und meine beiden Töchter zu werden.
Anfangs der Therapie war ich noch Raucherin und hatte kaum einen Bezug zu meinem Sohn. Dies änderte sich nach ca. 1 Woche, da mir Anja gesagt hatte, entweder höre ich auf zu rauchen (zum Wohl des Kindes) oder ich darf hier keine Therapie machen. Von da an war mir klar, ich höre zum ersten Mal nach 14 Jahren auf zu rauchen, weil mir die Therapie und die Beziehung zu meinem Kind wichtiger sind als eine Zigarette. Erst durch mein suchtmittelfreies Leben konnte ich eine Beziehung zu meinem Sohn aufbauen. Zum ersten Mal machte ich mir etwas Unvorstellbares möglich und zwar eine komplett suchtmittelfreie Schwangerschaft erleben zu dürfen. Ich erlebte keine Schwangerschaft so intensiv wie diese, auch wenn sie manchmal sehr anstrengend sein kann. Neben meiner Schwangerschaft hatte ich trotzdem nicht gerade die leichtesten 5 Monate. Ich wurde mit Situationen konfrontiert bei denen ich lieber alles hin geworfen hätte, als dies auszuhalten z. B. als mein Freund das Telefon nicht abgenommen hat und rückfällig war. Für mich brach eine komplette Welt zusammen, ich verlor so zu sagen den Boden unter meinen Füßen. Wieder einmal wurde mir bewusst, dass ich mich nicht voll und ganz auf meinen Freund verlassen kann, dies macht mich sehr traurig. Seit diesem Zeitpunkt baute ich mir gemeinsam mit dem Carina Team einen neuen Lebensweg auf. Für uns alle war klar, dass ich einen alten Weg neu beschreiten sollte und zwar noch einmal ins Mutter Kind Haus zu gehen. Nur so kann ich es am Anfang, wenn mein Sohn auf die Welt kommt, schaffen Schritt für Schritt eine bodenständige und abstinente Mama zu bleiben. Mein Freund wird nach mir in Therapie gehen.
Ich bin allen sehr dankbar, dass ich noch einmal eine Chance mit meinem Sohn bekomme, mein Können als Mama unter Beweis zu stellen. Nur diesmal mit ganz neuen Ansichten und Mama von insgesamt 3 Kindern. Was mir sehr geholfen hat in meiner gesamten Therapie stark zu bleiben, war der Halt von der Carina, sei es vom Team oder den Mitpatienten, alle haben mir in meinen schwersten Momenten sehr geholfen. Dank diesen Situationen weiß ich jetzt wie stark ich bin und dies auch ohne Suchmittel aushalten kann.
Ende der Therapie
Nun bin ich am Ende meiner Therapie angelangt, was mich auf der einen Seite recht traurig macht und auf der anderen Seite bin ich stolz auf mich, dass ich mir selber noch einmal die Chance gegeben habe auf ein abstinentes Leben hin zu arbeiten. Klar ist es mit der Therapie noch nicht fertig, draußen geht es weiter nur nicht mehr stationär. Ich möchte mich auch bei allen recht herzlich bedanken, die mich durch meine ganze Therapie durch begleitet haben ohne euch wäre ich nicht so wie ich jetzt bin: eine starke Frau, die dieses Mal alles dafür tat, bodenständig zu werden um eine gute Mutter für ihre Kinder zu sein.