Freude am Garten
Wenn ich keine hellen Gedanken mehr habe, zieht’s mich in den Wald, auf die Berge, ans Wasser. Im Sommer aber gehe ich dann in den Garten.
Schon auf halbem Weg dorthin begegne ich der mächtigen Platane: groß u. majestätisch steht sie da und strahlt Beständigkeit aus. Der alte Baum gibt mir von seiner Ruhe ab, während ich kurz den Schatten genieße.
Dort drüben nämlich, im Sonnenlicht locken mich die vielen bunten Blumen. Seit der Schneeschmelze erfreuen uns die verschiedensten Formen und Blüten. Der Garten ist liebevoll und weise angelegt, sodass durchgehend – bis zum ersten Frost- immer wieder Neues unsere Augen überrascht und die Seele heiter stimmt. Jetzt gerade fällt mein Blick auf einen Rotkohlkopf, der zwischen den Gladiolen trohnt, denn darauf rastet ein weißer Schmetterling und wärmt seine Flügel.
Das besondere Leuchten heute im Garten, die satten Farben kommen davon, dass es die Nacht zuvor geregnet hat. Alles wirkt wie frisch gewaschen, satt und zufrieden. Ich atme tief den Geruch der nassen Erde ein, und richte dann meine Aufmerksamkeit auf meine besonderen Lieblinge; das sind die zarten Cosmeablüten, die selbst wie bunte Falter zu schweben scheinen.
Und natürlich die orange leuchtenden Ringelblumen: verschwenderische kräftige Fülle zwischen all den Gemüsesorten. Es ist eine wahre Wonne anzusehen wie sich die kleinen Pflänzchen seit dem Frühjahr entwickelt haben. Nun beginnen sie, uns mit ihren Früchten zu beschenken. All die Farben und Formen auf kostbarer nährender Erde! Ich spüre wie Dankbarkeit und Freude mein Herz mehr und mehr erfüllt…
Vergessen ist das stundenlange Unkrautjäten in der Sonnenhitze. Wie viele Gießkannen ich wohl geschleppt habe, mit schmerzendem Rücken? Die Erinnerung an Brennnessel jucken, Insektenstiche, an tagelang erdige Fingernägel bringt mich inzwischen nur noch zum Lächeln.
Übrig bleibt ein wenig Stolz darüber, dass die Arbeit meiner Hände dazu beigetragen hat, den Pflanzen beim Wachsen zu helfen. Angesichts der üppigen Fülle – vor meinen Augen entstanden – ist aller Schmerz und Ärger vergessen. „Ja, – gleich wie bei Geburt und Aufziehen der Kinder!“, kommt mir in den Sinn.
Mit Gottes Gnade und ein wenig Glück erreicht man die Zeit der Reife und Ernte. Misserfolge und Stürme liegen weit hinter uns, die Mühe ist vorbei. Ruhe zieht ein, Zufriedenheit und leise, tiefe Dankbarkeit.
Für aufmerksame Beobachte kündigt sich der Herbst an: sichtbar da und dort am Farbigwerden der Fruchtstände; grüne Beeren an Büschen, Bäumen und Sträuchern beginnen Farbe zu zeigen. Die Kürbisse werden praller, und langsam werden auch die Nächte kühler.
Ich beginne mir bereits die Farbenpracht eines goldenen Herbstes in Wald und Garten vorzustellen. Da fällt mir lächelnd – ein für mich so wahrer Spruch – der lautet:
Willst du einen Tag lang glücklich sein, so nimm dir eine Frau.
Willst du eine Nacht lang glücklich sein,
dann lade alle deine Freunde ein und feiere ein Fest.
Willst du aber ein Leben lang glücklich sein,
dann werde Gärtner!
Patientin B.T.