Projektstart von „Papageno – Psychische Erste Hilfe“
Bild Stiftung Maria Ebene/Frederick Sams:
Marcel Gilly von der AK Vorarlberg, Jürgen Rainalter, Geschäftsführer der Getzner Werkstoffe GmbH, Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher, Primar Philipp Kloimstein von der Stiftung Maria Ebene sowie Andreas Prenn, Leiter der SUPRO – Gesundheitsförderung und Prävention
Am 14. Juni fand in den Räumlichkeiten von Getzner Werkstoffe in Bürs der offizielle Auftakt des Projekts „Papageno – Psychische Erste Hilfe“ statt. Mit der Initiative unter dem bezeichnenden Namen Papageno beabsichtigen die Verantwortlichen, heimische Unternehmen im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung zu unterstützen sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein spezielles Angebot im Bereich der Sucht- und Suizidprävention zu bieten. Das Projekt wurde gezielt als Reaktion auf die vermehrten psychischen Belastungen in Folge der Corona Krise initiiert und wird von der Stiftung Maria Ebene, dem Kompetenzzentrum in Vorarlberg für alle Suchtfragen, gemeinsam mit der Arbeiterkammer Vorarlberg, dem Land Vorarlberg und der Österreichischen Gesundheitskassa (ÖGK) Vorarlberg getragen.
Eine Informationsveranstaltung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Getzner Werkstoffe – umrahmt mit Musikstücken von Papageno aus Mozarts „Die Zauberflöte“ gespielt vom „Ensemble plus“ – bildete den offiziellen Start für das Präventions- und Kulturprojekt „Papageno – Psychische Erste Hilfe“. „Die Corona-Pandemie stellt uns vor besondere Herausforderungen: Aus früheren Krisen wissen wir, dass nicht nur kurzfristig, sondern insbesondere mittel- bis langfristig vermehrt psychische Probleme wie Depressionen oder Abhängigkeiten entstehen können. Ein präventives Handeln ist daher jetzt besonders wichtig. Zudem muss man auch bedenken, dass bereits vor der Krise psychische Erkrankungen gesellschaftlich eine doch zunehmende Belastung darstellten“, erläutert Dr. Philipp Kloimstein, Primar der Stiftung Maria Ebene, die Beweggründe dafür, ein derartiges Projekt ins Leben zu rufen. Ziel ist die Sensibilisierung und Stärkung des Verantwortungsbewusstseins bei Führungskräften genauso wie bei Arbeitskolleginnen und -kollegen im Umgang mit psychisch belasteten Personen im Unternehmen. Gleichzeitig erhalten Betroffene konkreten Hilfsangebote und es werden ihnen unterschiedliche Unterstützungsmöglichkeiten aufgezeigt – etwa bei Beratungsgesprächen, mittels Informationsbroschüren oder auf der eigens dafür eingerichteten Website www.papageno.tips.
Dass Betriebe anfangen, sich in diesem Bereich zu engagieren, begrüßt auch Landesrätin Martina Rüscher. Im vergangenen Jahr wurden viele Aktionen gesetzt, um die wirtschaftlichen und körperlichen Folgen des Corona-Viruses abzufangen. „Die Pandemie hat jedoch auf die seelische und psychische Gesundheit der Menschen einen ebenso großen Einfluss gehabt. Darum ist das Land Vorarlberg froh über diese Initiative und ich hoffe, dass bald weitere Unternehmen dem Beispiel von Getzner folgen werden“, bekräftigt Rüscher. „Die vor Ort vorgetragene Musik soll dabei für Aufmerksamkeit sorgen und das Interesse am Thema wecken. Die Geschichte des Papageno, der mit Hilfe seiner Freunde ja ebenfalls eine tiefe persönliche Krise erfolgreich überwinden konnte, dient als Metapher und Mut machendes Beispiel“, beschreibt Kloimstein den Hintergrund des Projekttitels und der gewählten Musik. Das Angebot richtet sich speziell an Betriebe in Vorarlberg und ihre Beschäftigen.
Gegen negative psychische „Schwingungen“
Jürgen Rainalter, Geschäftsführer der Getzner Werkstoffe GmbH, freut sich, dass sein Unternehmen neben beispielsweise der Firma Julius Blum als Partner und als eines der ersten Unternehmen in Vorarlberg an diesem Projekt teilnehmen kann. „Papageno ist ein wenig wie unser Schwingungsschutz: Wir wissen, dass ständige Belastungen wie Vibrationen einem Gebäude oder einer Anlage schaden können. Und so ähnlich ist es auch mit anhaltenden psychischen Belastungen beziehungsweise negativen Schwingungen. So wie Schwingungsschutz vor Vibrationen schützt, kann dieses Projekt helfen, gerade in Zeiten der Coronakrise gestiegene psychische Belastungen abzufangen. Es ist uns als verantwortungsvoller Arbeitgeber wichtig, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur körperlich, sondern auch psychisch gesund sind und bleiben. Und wenn wir nur einer einzigen Person damit helfen können, ist es der Aufwand wert“, ist Rainalter überzeugt. Getzner Werkstoffe wird daher auch nach einer ersten Informationsveranstaltung weitere Maßnahmen zur psychischen Ersten Hilfe über das Jahr hinweg setzen.
Seelische Gesundheit vor den Vorhang
Auch die Arbeiterkammer Vorarlberg sieht hier den Bedarf, zum Schutz der Beschäftigen präventiv zu handeln, um entsprechend auf die psychischen Auswirkungen der Corona-Pandemie zu regieren. Marcel Gilly, Mitinitiator des Projekts und Vorsitzender des Sozialausschusses der AK Vorarlberg, dazu: „Für die Arbeitnehmerinnen und -nehmer ist es positiv zu sehen, wenn ihr Betrieb solche Maßnahmen unterstützt. Psychische Erkrankungen wie Depressionen und Sucht sind immer noch gesellschaftlich stigmatisiert und viele trauen sich nicht, darüber zu sprechen. Projekte wie dieses sind für die Beschäftigten und insbesondere selbst Betroffene sehr hilfreich.“
Konkrete Angebote von „Papageno“
Nach dem Auftakt bei Getzner Werkstoffe werden im Rahmen des Papageno-Projektes Vorträge und Workshops für Führungskräfte, Personalverantwortliche, Betriebsräte, Lehrlingsbeauftragte – aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeboten. Unter dem Titel „Hinschauen und Handeln!“ werden Handlungsempfehlungen gegeben sowie Hilfsangebote und konkrete Anlaufstellen vorgestellt. „Auch für die psychische Erste Hilfe gilt: Der einzige Fehler, den man machen kann, ist nichts zu tun oder weg zu schauen. Unser Angebot soll dazu ermutigen, Auffälligkeiten anzusprechen, richtig einzuschätzen und mit Hilfe eines Handlungsleitfadens gegebenenfalls die richtigen Schritte und Maßnahmen zu setzen“, erklärt Mag. Andreas Prenn, Leiter der SUPRO, der Einrichtung für Gesundheitsförderung und Prävention der Stiftung Maria Ebene abschließend.
Hier geht es zum Projekt „Papageno – Psychische Erste Hilfe“