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Leben in der Wohngemeinschaft

Sie bietet einen geschützten Rahmen für einen Neubeginn.

Unsere WG besteht seit 1997. Sie verfügt über sechs Plätze mit Einzelzimmern, Küche, zwei Gemeinschaftsräumen und einem großen Garten. Es handelt sich um ein Einfamilienhaus in Feldkirch-Altenstadt, welches von der Stiftung Maria Ebene gemietet wird. Die Kosten werden einerseits durch Mieten der dort Wohnenden abgedeckt, andererseits durch öffentliche Mittel von Land und Bund. Die Betreuung erfolgt in erster Linie durch die Sozialarbeit des TS Lukasfeld, aber auch durch die Bereitschaftsdienstärzte. Letztverantwortlich ist OÄ Dr. Kirsten Habedank als Stellenleiterin der TS Lukasfeld. Die WG ist eine überaus hilfreiche und effiziente Möglichkeit, die Zeit zwischen stationärer Therapie und einem Leben in Selbständigkeit zu überbrücken, da ein abstinenter Rahmen zur Verfügung steht, eine kontinuierliche Betreuung mit Beratungsgesprächen und Gruppenabenden sowie eine professionelle Sozialarbeit und nicht zuletzt auch die Gesellschaft mit Menschen, die ähnliche Probleme haben und sich gegenseitig unterstützen können. So ist es ca. 80 % der Personen, die einen Aufenthalt regulär abgeschlossen haben, gelungen, abstinent zu bleiben und sich in einem Erwerbsleben zurechtzufinden. Die Aufenthaltsdauer sollte mindestens ein halbes Jahr betragen, die meisten bleiben ca. ein Jahr und manche auch länger.

Ein Merkmal der Wohngemeinschaft besteht darin, dass es im Vergleich zu anderen Einrichtungen eine geringe Betreuungsdichte gibt. Vorgesehen sind 20 Stunden pro Woche und diese vorwiegend abends, da sich die Zielgruppe aus Personen zusammensetzt, die einer Arbeit nachgehen, in Arbeitsprojekte integriert sind oder eine andere Form der Tagesstruktur haben. Andere Wohngemeinschaften haben eine dichtere Betreuungsstruktur, etwa eine tägliche Anwesenheit von 8 bis 20 Uhr mit einem entsprechend größeren Team. In unserem Selbstverständnis glauben wir nicht, dass es sinnvoll ist, je nach Betreuungsfrequenz und Größe des Teams zwischen „guten“ und „schlechten“ Wohngemeinschaften zu unterscheiden, sondern dem Rechnung zu tragen, dass es bei verschiedenen Patientinnen und Patienten einen unterschiedlichen Betreuungsbedarf gibt. Die Erfahrung hat gezeigt, dass viele Betroffene nach einer stationären Therapie nicht viel mehr brauchen als den Rahmen, den unsere WG zur Verfügung stellt und die andernfalls überbetreut wären. Für Psychotherapie und andere Interventionen stehen ohnehin die Beratungsstellen der Stiftung (Clean), andere Beratungsstellen (Caritas), externe Gruppenangebote oder die Ambulanz des KH Maria Ebene zur Verfügung.

Kleinere Feinabstimmungen oder größere Veränderungen sind in einer sich so rasch verändernden Landschaft, wie die Suchtarbeit es ist, laufend notwendig. Wir müssen uns damit abfinden, dass gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Beschäftigungs- und Arbeitssituation recht düster aussieht und dass die Mittel für Projekte begrenzt sind. Während es vor fünf Jahren noch selbstverständlich war, dass alle Bewohnerinnen und Bewohner unserer WG entweder einen Arbeitsplatz hatten oder rasch einen finden konnten, ist ein Arbeitsverhältnis am aktuellen Arbeitsmarkt dzt. eher die Ausnahme. Nach acht Wochen Therapie können arbeitslose Suchtkranke kaum eine Arbeit finden und dem müssen wir uns stellen.

Vonseiten der Wohngemeinschaft ist es in Ordnung, wenn in der WG nicht nur Jugendliche leben, sondern auch Personen mittleren Alters. Es werden die Anwesenheitszeiten der Betreuerinnen etwas verändert, so dass es im Bedarfsfall auch wenigstens ein- bis zweimal die Woche Kontakte an Vormittagen geben kann. Was fehlende Arbeit oder ein Arbeitsprojekt betrifft, hat es sich bewährt, in einer Zeit von Arbeitssuche oder Vorstellungsgesprächen an den Tagen, an welchen es sonst keine Termine gibt, die Strukturen der zuweisenden Einrichtungen zu nutzen. So gibt es die Möglichkeit, mittels Werkstattverträgen in der Kreativtherapie des Krankenhauses Maria Ebene tätig zu sein. Auch in der TS Carina gibt es Möglichkeiten.

Durch regelmäßige Treffen (mindestens dreimonatlich) kann die Kommunikation zwischen den Einrichtungen noch verbessert werden. Wir können dann vonseiten der WG Feedbacks hinsichtlich der zugewiesenen Patienten geben, wir können Details über stationäre Patientinnen und Patienten erfahren, die an einem WG-Aufenthalt interessiert sind, und können auch die Belegung und die Wartezeiten mitteilen, um die Planungen zu vereinfachen. Ein regelmäßiger persönlicher Austausch ist sicher eine gute Maßnahme für eine gute Kooperation.

Dass die Wohngemeinschaft der TS Lukasfeld ein wichtiges Glied in der Behandlungskette der Stiftung Maria Ebene ist und bleiben soll, ist unbestritten. Dazu wird es nötig sein, die Kontakte mit den anderen Stellen der Stiftung gut zu pflegen und wer die WG nicht kennt und interessiert ist, sie zu besuchen, ist herzlich eingeladen.