Testkäufe in Geschäften
"In Lokalen bekommt man meist, was man will, ansonsten fragt man einfach jemand Älteren, der dir härtere Sachen bestellt“ – im Gespräch mit Jugendlichen wird schnell klar: Wer auf hochprozentige Getränke steht, der hat auch als 16-Jährige(r) kaum Probleme, an diese zu kommen – trotz Abgabeverbot an Jugendliche unter 18 Jahren. Und doch ist es heute deutlich schwerer geworden, in der Vorarlberger Lokalszene sowie im Handel an altersmäßig noch nicht erlaubte Alkoholika zu kommen, als es noch vor zehn Jahren war. Im Jahr 2003 wurde in Tankstellen, Geschäften oder bei Veranstaltungen in 8 von 10 Fällen Alkohol an Jugendliche unter 16 Jahren verkauft.
Abgabequote deutlich gesenkt
Bis 2020 konnten insgesamt rund 5.500 Testkäufe durchgeführt und dadurch die Abgabequote auf 17,7 Prozent gesenkt werden. „Mystery Shopping bietet eine Möglichkeit, die Einhaltung der Jugendschutzbestimmungen zu überprüfen und den Handel sowie die Gastronomie zu sensibilisieren“, erklärt Kinder- und Jugendanwalt DSA Michael Rauch. Strafen zu verhängen steht dabei nicht im Vordergrund. „Fehlbare“ Betriebe und Mitarbeiter*innen werden auf das Jugendschutzgesetz hingewiesen und entsprechende Schulungsmaßnahmen durchgeführt. Es zeigt sich aber auch, dass es einzelne „schwarze Schafe“ unter den Betrieben gibt, die sich durch diese Maßnahmen nicht daran hindern lassen, weiterhin Alkohol an Jugendliche abzugeben. Im Auftrag des Kinder- und Jugendanwalts und in enger Kooperation mit den Bezirkshauptmannschaften werden die „Wiederholungstäter*innen“ kontrolliert und in besonders hartnäckigen Fällen werden auch Strafen verhängt. Eine Vorgehensweise, die sich als sehr effektiv erwiesen hat.
Wirksame Maßnahme
Einzigartig in Österreich ist, dass seit 2012 neben der SUPRO auch die Fachgruppe Handel der Wirtschaftskammer Vorarlberg Testkäufe durchführt. Diese Tests dienen der Qualitätssicherung, sie werden aufeinander abgestimmt und die Ergebnisse verglichen. Das Instrument der Alkoholtestkäufe hat sich nicht nur in Vorarlberg als eine sehr wirksame Maßnahme des Jugendschutzes und der Prävention erwiesen, auch internationale Studien belegen dies. Mittlerweile wird dieses Konzept auch in anderen Bundesländern umgesetzt.
Bevölkerung sensibilisieren
Die Testkäufe dienen der Sensibilisierung der Verkaufsstellen, des Verkaufspersonals, der breiten Öffentlichkeit sowie der Jugendlichen und deren Eltern. Die gezielte Durchführung von Testkäufen über einen längeren Zeitraum liefert nachhaltige Ergebnisse und ist integraler Bestandteil umfassender Präventionsmaßnahmen im Alkoholbereich. Die Testkäufe sind dabei nicht als isolierte Maßnahme, sondern als ein Aspekt in einem umfangreichen und aufeinander abgestimmten Präventionskonzept, zu sehen.